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Kommunikation in der Erwachsenenbildung

Ein Gespräch mit Prof. Dr. Hans-Jürgen Luibl, Vorstand der AEEB, GF Erwachsenenbildung in Erlangen, im Rahmen der Geschäftsführenden Klausur der Evangelischen Erwachsenenbildung Bayern und Württemberg.

Nach seinem Vortrag zum Thema kirchliche Erwachsenenbildung, habe ich (O. Streppel, Bildungsreferent der EAEW und Redakteur bei KiLAG digital) mich mit Herrn Luibl zusammengesetzt und ihn noch einmal dezidiert gefragt: Was ist das Besondere an kirchlicher Bildung, und wie kommunizieren wir diese?

Streppel:
Herr Luibl, Sie sind seit Jahrzehnten in der Erwachsenenbildung tätig. Sie kennen sowohl die Arbeit eines Bildungswerkes vor Ort, als auch die Arbeit in der Landeskirche. Aktuell steckt die Bildungsarbeit der Kirche in einem Umbruch, was auch mit den Veränderungen und dem Imageproblem der Kirche zu tun hat.
Was denken Sie: Wie muss die Erwachsenenbildung mit diesem Dilemma umgehen?

Luibl:
Zunächst müssen wir immer wieder daran erinnern: die Evangelische Erwachsenenbildung findet im gesellschaftlichen Kontext mit ihrer vielfältigen Arbeit und ihrer evangelischen Fundierung große Resonanz. In der Kommunikation nach innen, im innerkirchlichen Bereich müssen wir uns als Bildungsarbeit noch klarer positionieren und einbringen. Der große Vorteil der Ev. Erwachsenenbildung ist der, dass wir Teil des Systems Kirche sind, wissen, was nötig ist, zum anderen haben wir auch den Blick über das System Kirche hinaus – gerade das tut Kirche gut. Das macht die Erwachsenenbildung zu einem wertvollen Teil der Kirche, da sie Impulse im System Kirche einbringen kann. Und das muss die Erwachsenenbildung als Stärke sehen und so auch nach außen kommunizieren. Damit kann Erwachsenenbildung das Image der Kirche stärken.

Streppel:
Ich höre hier an dieser Stelle den Satz aus Ihrem Vortrag: „Evangelische Kirche ist Bildungskirche!“ Was heißt das? Wo stehen wir als Erwachsenenbildung?

Luibl:
Historisch gesehen entstand die Bildungsoffensive mit den 68er Jahren. Das wurde weithin positiv aufgenommen, aber manche sahen darin auch Gefahren. Denn Bildung macht mündige Bürger und, das war die Sorge, könnte traditionelle Kirchenbindungen schwächen: Mehr Bildung, weniger Kirchgang. Das hat sich in der Kirche gewandelt. 2010 wurde im Bildungsbericht der EKD erklärt, dass durch die Bildung „Zugänge zum Evangelium eröffnet werden sollen“. Doch auch diese Leitlinie ist ambivalent. Führt Bildung ein in traditionale Kirchlichkeit oder führt eine Bildung aus Glauben Menschen zu eigener Sprachfähigkeit? Zukunftsfähiger ist, was der Bildungsbericht der EKD aus dem Jahr 2022 „Was ist Bildungsbiografie?“ formuliert. Bildungsarbeit setzt an bei den Fragen und Interessen des einzelnen in seinen Lebensphasen. Auf diesem Weg befähigen wir Menschen mündig zu werden, so dass sie das, was sie umtreibt, auch umsetzen können. Damit werden wir nicht überholte Ideale einer Bildungs-Bürger-Kirche reaktiviert, sondern eine neue Formen von Kirchlichkeit entwickeln sich. Fakt ist, dass Bildungsarbeit ein Auftrag der Landeskirche ist! Und das ist gut so...

Streppel:
Das heißt, Bildung kann ein Motor für die Kirche sein. Auf jeden Fall ist sie wichtig und sogar ein Auftrag der Kirche. Was bedeutet das nun konkret für die Kommunikation nach außen?

Luibl:
Die Erwachsenenbildung braucht Kommunikation nach innen und nach außen. Denn die Erwachsenenbildung ist die Stärke der Kirche bei den kommenden Transformationsprozessen. Wir sind Teil der Bildung in der Gesellschaft. Wenn jemand wissen will, wie Kirche in der Gesellschaft funktioniert, dann kann man dies in den Programmheften der Bildungswerke nachlesen. Denn jedes Bildungswerk schaut in seine Gemeinde und bietet das an, was die Menschen vor Ort brauchen.

Wir besitzen pädagogische Kompetenzen, Vernetzungskompetenzen, aber auch Management- und Organisationskompetenz. Das sind die Kompetenzen, die die Kirche brauchen wird.
Was heißt das zum Beispiel im Bereich Vernetzungskompetenz: Wir haben in einem Projekt eine WhatsApp-Gruppe als Familienbildung gegründet, über die wir Informationen für Familien verteilen. Das ist nicht organisiert, es kann nicht abgerechnet werden, aber es ist eine Erfolgsgeschichte, denn der Imagegewinn obsiegt über die Doppelstunden und Finanzen. Im Bereich Organisations- und Vernetzungskompetenz habe ich ein ähnliches Beispiel: in ein leerstehendes Gemeindehaus wurde eine Familienbildung neu aufgezogen, die jetzt nicht kommunal sondern regional Familienbildung anbieten kann. Die entsprechenden Angebote und Ansprechpersonen kamen über unser Netzwerk. Das heißt, Erwachsenenbildung muss nicht nur raus aus ihren Standard-Angeboten, sondern auch alle ihre Kompetenzen nutzen und anschließend darüber sprechen! Wir tun viel Gutes, weit über unsere Veranstaltungen hinaus. Und wenn wir dann noch wissen, welche Sehnsüchte wir für unsere Zielgruppen erfüllen können, haben wir die beste Erwachsenenbildung, die wir dann intern und extern kommunizieren können.

Streppel:
Das heißt für mich: Wenn wir Angebote auch jenseits anrechenbarer Doppelstunden machen, müssen wir Wege finden, wie dies bekannt wird, damit sowohl die Kirche als auch die Teilnehmenden wissen, welchen wertvollen Beitrag die Evangelische Erwachsenenbildung leistet.

Luibl:
Und mehr noch: wir müssen in Staat und Gesellschaft darauf hinweisen und hinarbeiten, dass damit neue Formen von Bildung in den Blick kommen, die gesellschaftsrelevant sind und schlicht mehr Bildungsgerechtigkeit schaffen als alte modularisierte Formen. Unsere besondere Leistung muss stärker anerkannt werden. Und dies ist auch nach innen zu kommunizieren – und zwar für jede Landeskirche entsprechend angepasst. Und wir brauchen ein neues Auftreten, das zu diesen neuen Inhalten passt. Erwachsenenbildung schmeckt und riecht nach evangelischer Freiheit – das muss auch medial sichtbar und spürbar werden. Wie die Kommunikation nach außen geschehen kann, das haben wir ja gestern in dem Live-Online-Talk mit Herrn Schmitke zum Thema Marketing aufgearbeitet.

Streppel:
Vielen Dank für das Gespräch Herr Prof. Dr. Hans-Jürgen Luibl.

Den Live-Online-Talk von Herrn Schmitke habe ich als Blogbeitrag hier zusammengefasst.


Und einen Podkast zum Thema „Bildung von Morgen“ habe ich hier zum Anhören vorbereitet. Hier habe ich Herrn Prof. Dr. Luibl gefragt: "was muß evangelische Erwachsenenbildung leisten, damit sie Zukunftsfähig bleibt, gerade im Bereich ›Onlinebildung‹“. 


Mehr von Prof. Luibl gibt es auf seinem YouTube-Kanal

 

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Verfasst von:
Oliver Streppel
Oliver Streppel

Was bewegt mich dazu als Autor in diesem Blog etwas zu veröffentlichen? Mich treibt eine Frage immerzu an: Wie mache ich Bildung interessanter. Als studierter Medienpädagoge, gelernter Film- und Mediendesigner, zertifizierter Blended-Learning-Designer, Autor, Bildungsreferent bei der Evangelischen Erwachsenen- und Familienbildung, als Vater von Vier Kindern und Hörspielfan habe ich ein breites Spektrum an Interessen und Hintergrundwissen, das ich immer wieder gerne dafür einsetze dieser Frage nachzugehen. Falls Du über eine Frage stolperst, die wir gerne gemeinsam auf den Grund gehen wollen, dann nur gerne her damit.



| Oliver Streppel | Online Bildung Blog

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